mpw-Leadership Essentials #6: Resilienz im Team und in der Organisation

04.10.2022

Regelmässig präsentieren wir auf unserer Website praktische Tipps für Ihren (Führungs-) Alltag. Unser aktuelles Thema: Als Leaderin oder Leader Resilienz stärken – im Team und in der gesamten Organisation. Von Susanne Koch Drinovac

mpw-Leadership Essentials #6: Resilienz im Team und in der Organisation

Wie sind Sie, Ihr Team und Ihre Organisation mit den Herausforderungen der letzten Zeit umgegangen? Wie zuversichtlich sind Sie, zukünftige Stress- und Krisensituationen nicht nur zu überstehen, sondern sogar gestärkt aus ihnen herauszukommen?

Die Herausforderungen der jüngsten Vergangenheit haben uns gezeigt, wie wichtig eine starke Resilienz für jede und jeden von uns ist (siehe dazu Leadership Essentials – Resilienz auf individueller Ebene). Der effektive Umgang mit Krisen ist in Zeiten von VUCA (Volatility / Uncertainty / Complexity / Ambiguity) jedoch auch für die Leistungsfähigkeit eines ganzen Teams und des gesamten Unternehmens essenziell. Das Ziel ist dabei nicht, sich von schwierigen Situationen nicht beeindrucken zu lassen, sondern als Team und Organisation auch unter widrigen Umständen gesund und handlungsfähig zu bleiben, sich Veränderungen flexibel anzupassen und so auch anspruchsvollste Belastungen zu meistern. Im besten Fall kommt man sogar gestärkt und mit neuem Selbstverständnis aus der Krise heraus. Diese Resilienz, die über die individuelle Ebene hinausgeht und mit ihr in Wechselwirkung steht, kann man auch verstehen als «kollektive Fähigkeit, die nicht zwischen den Ohren, sondern zwischen den Köpfen entsteht» (Gebauer & Günther, 2020; S.19*). Die Entfaltung des enormen Potenzials, das eben «zwischen den Köpfen» steckt, ist oft Thema in unseren Team- und Organisationsentwicklungen.

Doch was können Sie als Führungskraft oder Agile Coach dazu beitragen, dass Teams in Krisensituationen erfolgreich zusammenarbeiten? Folgende Faktoren stärken die Teamresilienz (vgl. Heller**):

Zunächst einmal beinhaltet ein ganzheitliches Teamresilienz-Konzept die Berücksichtigung des Gesamtkontextes. Entscheidungen über das weitere Vorgehen im Krisenfall müssen Silo-Denken überwinden und die Interessen der ganzen Organisation im Blick behalten. Dazu gehört, sich frühzeitig innerhalb und ausserhalb des Teams über allenfalls erst schwache Signale oder sich ankündigende Vorzeichen von Veränderungen im Markt auszutauschen und dazu verschiedene Perspektiven in eine ganzheitliche Sicht zu integrieren. Hier lautet das Motto: Frühzeitig hinschauen und sich auf mögliche Szenarien vorbereiten! Praxistipp: Schaffen Sie Austauschgefässe innerhalb Ihres Teams sowie mit verschiedenen internen und externen Stakeholderinnen und Stakeholdern.

Neben diesem auch ausserhalb von Krisen wichtigen Faktor gilt es, den Aufbau und die Verankerung eines grundsätzlich konstruktiven und vertrauensvollen Teamklimas (psychologische Sicherheit) zu stärken, das sich positiv auf die Arbeitszufriedenheit der Individuen, das Lernverhalten im Team und die Fehlerkultur auswirkt. Fehlt es an diesen Ressourcen, wird die konstruktive Bewältigung einer Krise erschwert. Praxistipp: Gestalten Sie ein angstfreies Miteinander, indem Sie gegenseitige Erwartungen klären, eine Team-Identität mit gemeinsamen Werten schaffen, zu Schwächen stehen, gut zuhören und Meinungsäusserungen explizit wertschätzen. Befindet sich das Team mitten in der Krise, lohnt es sich, kurz innezuhalten und allfällige Anpassungen reflektiert vorzunehmen.

Der Faktor Umgang mit Unerwartetem stärkt dabei die Gelassenheit in Stresssituationen sowie die gegenseitige Unterstützung, Selbstorganisation und Flexibilität. Praxistipp: Besprechen Sie entsprechende Verhaltensweisen, Abläufe und Entscheidungsprozesse schon vor der Krise und bauen Sie in anspruchsvollen Situationen regelmässige kurze Kommunikationsloops ein.

Wichtig ist auch ein konstruktiver Umgang mit Fehlern und Scheitern, was zu einer schnelleren Verarbeitung kritischer Situationen führt. Bei diesem Faktor geht es um das Verarbeiten des Erlebten, die Schliessung von Informationslücken, die Abgleichung von Interpretationen und das Lernen für die Zukunft. Hilfreich dabei ist das Etablieren von entsprechenden Prozessen, um kritische Situationen aufzuarbeiten, rational zu analysieren, emotional zu überwinden, gemeinsam daraus zu lernen und sich als Team weiterzuentwickeln. Praxistipp: Gestalten Sie mit Ihrem Team regelmässige Retrospektiven, in denen Sie gemeinsam auf einer Metaebene auf die Zusammenarbeit, Erfolge und aufgetauchte Schwierigkeiten zurückblicken.

Bei der organisationalen Resilienz geht es um eine adäquate Balance zwischen Stabilität und Flexibilität, um auch im Krisenfall auf etablierte Sicherheitssysteme zurückgreifen zu können und den Umgang mit Ungeplantem zu ermöglichen. Insgesamt können resiliente Organisationen Risiken und Chancen besser antizipieren und darauf reagieren, sodass sich das Gesamtunternehmen erfolgreich Veränderungen anpassen kann.

Die Internationale Organisation für Standardisierungen (ISO) hat in einer Norm (vgl. ISO- Norm ISO 22136, 2017***) eine Definition mit konkreten Empfehlungen zu neun Handlungsfeldern erarbeitet: Schaffen Sie Orientierung, erarbeiten Sie ein Leitbild für Ihre Organisation und teilen Sie die gemeinsame Vision, den Unternehmenszweck und die zu verfolgenden Ziele mit allen Mitarbeitenden und Ihren externen Partnerinnen und Partnern. Richten Sie Ihren Blick auf alle Interessensgruppen mit dem Ziel, den internen und externen Kontext zu verstehen, und gestalten Sie den Austausch sowie die Zusammenarbeit proaktiv. Fördern Sie eine wirkungsvolle und ermutigende Führung und schaffen Sie eine unterstützende Unternehmenskultur, in der Kreativität sowie Innovation gefördert und Informationen und Wissen geteilt werden. Investieren Sie in die Entwicklung Ihrer Ressourcen (z. B. qualifizierte Mitarbeitende, Infrastruktur, Informationen, Technologie etc.), um eine schnelle Anpassung an veränderte Umstände zu ermöglichen. Identifizieren und entwickeln Sie die Management-Disziplinen, die an der Sicherstellung von Kernprozessen beteiligt sind, und stellen Sie die Koordination der Unternehmensbereiche sicher. Überwachen Sie die Leistung Ihrer Organisation anhand im Vorfeld definierter Kriterien, um aus Erfahrung zu lernen, sich zu verbessern und Chancen zu nutzen. Schaffen Sie also eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung. Spüren Sie auch schwache Signale von Veränderungen frühzeitig auf, antizipieren Sie Veränderungen und planen Sie den Umgang damit.

Wo sehen Sie und Ihre Mitarbeitenden bezüglich dieser Handlungsfelder Stärken, wo Entwicklungsbedarf?

mpw entwickelt gerne gemeinsam mit Ihnen massgeschneiderte und wirkungsvolle Lösungen zur Stärkung der individuellen Resilienz, der Förderung einer tragfähigen Teamresilienz oder der Weiterentwicklung der organisationalen Resilienz. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

In unserer Toolbox finden Sie Stichworte zu Leadership in einer VUCA-Welt und weitere Inputs zu relevanten Themen für den Führungsalltag. Schreiben Sie uns eine E-Mail an beratungsteam@mpw.ch, um Ihr Exemplar der mpw-Leadership-Essentials für 18.- CHF zu bestellen oder weitere Auskünfte zu erhalten. Die Verpackungs- und Portokosten übernehmen wir gerne für Sie.

* Gebauer, A. & Günther, S. (2020). Krisenbewältigung lernen. In: wirtschaft + weiterbildung, 2020, 10, S. 16-23.

** https://juttaheller.de/resilienz/resilienz-abc/definition-team-resilienz/

*** ISO – Norm ISO 22136 EN (2017). Security and reslilience – Organizational resilience – Principles and attributes. Online abgerufen am 1.5.2022:  https://www.iso.org/obp/ui#iso:std:iso:22316:ed-1:v1:en

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