«Wir sind schon eine coole Firma!»

18.06.2024

Vor 30 Jahren gründete Werner Murer, Managing Partner, gemeinsam mit drei Kolleginnen und Kollegen, mpw Beratungsteam AG als kleines Start-up. Heute ist die Firma ein richtungsweisendes Consulting-Unternehmen im Beratungs- und Assessment-Markt. Im Interview mit Romy Anderegg, Managing Partner, erzählt Werner Murer von den Anfängen und 30 erfolgreichen Geschäftsjahren.

«Wir sind schon eine coole Firma!»

 

Ihr gründetet das Unternehmen 1994 mit zwei Frauen und zwei Männern. Ich finde das extrem fortschrittlich.

Schon damals zog Psychologie sowohl Männer als auch Frauen gleichermassen an. Bei der Gründung starteten wir nicht nur gendermässig divers, sondern auch von unseren Erfahrungen her: Rolf Haebler hatte einen Wirtschaftshintergrund mit Banking und Marketing, Ria Gebhard hatte einen Background mit Psychotherapie und Graphologie und Ursula Lüönd vereinte eine Kombination von allem. Ich steuerte HR-Erfahrung bei und konnte meine Kolleginnen und Kollegen beispielsweise bei der IT unterstützen. Insgesamt waren wir von den Fähigkeiten sehr breit aufgestellt. Ich war mit 32 Jahren der Jüngste des Gründer-Quartetts und schon stolz darauf, dass diese Koryphäen der Management-Diagnostik mich mit ins Boot genommen haben.

 

Welche waren die grössten Herausforderungen in der Gründungsphase?

Die erste Herausforderung war, dass wir alle Stakeholderinnen und Stakeholder fair behandeln wollten, insbesondere auch die ehemalige Arbeitgeberin IAP, von der wir aufs Mal zu viert weggegangen sind. Wir sind so sorgfältig wie möglich verfahren, jedoch wurden wir quasi über Nacht von Mitarbeitenden zu Konkurrenten, das war schon speziell. Unsere Überzeugung, dass der Markt Platz für mehrere qualitativ hochstehende Assessment-Provider bietet, hat sich zum Glück bewahrheitet. Wir verdanken dem Institut für Angewandte Psychologie sehr viel – dort sind bis heute unsere Wurzeln.
Die zweite Herausforderung war das Finanzielle. Wir starteten zu viert und mussten von Beginn weg einen Umsatz von über einer Million generieren, um alle laufenden Kosten zu begleichen und gleichzeitig (über-)leben zu können. Das hat schon Druck gemacht. Geholfen hat, dass wir uns von Beginn an auch überlegt hatten, was passieren würde, wenn es nicht funktioniert – wir hatten konkrete Exit-Pläne entworfen. Da diese Szenarien dann nie in Kraft treten mussten, verzichte ich darauf, sie hier auszubreiten (lacht).

 

Hat es von Anfang an funktioniert?

Das erste Assessment machten wir für Siemens, dann das zweite für Swiss Re, das dritte für ABB, das vierte für Holcim, und so ging es munter weiter. Natürlich lief alles im Vergleich zu heute auf tiefem Level, aber die Resonanz war von Beginn an sehr gut. Wir konnten mit zahlreichen tollen Firmen starten. Wissen tut man nie, ob es funktioniert. Da wir ein gutes Produkt hatten, waren wir selbstbewusst und sicher, dass Assessments gefragt sind. Zudem kannten wir vier uns als Team sehr gut, das hat vieles erleichtert. Wenn Rolf und ich jeweils in den ersten Monaten und Jahren am Abend gemeinsam zum Bahnhof gegangen sind, haben wir immer wieder zueinander gesagt, dass mpw schon eine wirklich coole Firma mit wirklich coolen Leuten ist. Dieses Gefühl hat sich über die gesamten 30 Jahre gehalten. Ich sage diesen Satz auch heute regelmässig zu meinen jetzigen Kolleginnen und Kollegen – unser Gründer-Mantra ist mittlerweile zu einem geflügelten Wort bei uns in der Firma geworden (lacht).

 

Stell Dir vor, Du hättest vor 30 Jahren in eine Kristallkugel blicken können und hättest den heutigen Tag darin gesehen. – Was hätte Dich am meisten erstaunt? Was hätte Dich gefreut?

Ich wäre perplex und hätte die Welt nicht verstanden, dass wir als kleine Gründerfirma mit Fokus auf Psychologie für exponierte öffentliche Organisationen und börsenkotierte Firmen in diesem Umfang arbeiten – von der Verwaltung mit Bundesbern, mit der Polizei bis hin zu Grosskonzernen, die Milliardenumsatz machen. Ich hätte diese Entwicklung damals nicht für möglich gehalten. Auch die Grösse unseres Unternehmens hätte mich sprachlos gemacht: Aus vier Gründer:innen sind über 30 Personen geworden, die aktuell für mpw tätig sind, das ist für mich ein grosser Erfolg. Gefreut hätten mich auf jeden Fall die Stetigkeit und die Professionalität bezüglich Qualität gepaart mit einem derart tragenden Spirit und Zusammenhalt. Diese Werte waren uns von Beginn an wichtig, und es ist eine Freude, dass wir sie heute auch im stark gewachsenen Team aktiv leben.

 

Was hätte dich beim Blick in die Kristallkugel erschreckt?

Erschreckt hätte mich, dass ich noch immer in demselben Büro sitze und denselben Arbeitsweg habe! Ich pendle seit dem Studium bis heute seit 45 Jahren von Zug nach Zürich. Damit mir dabei nicht langweilig wird, gestalte ich meinen Arbeitsweg vom Bahnhof ins Büro jeden Tag anders – ich nehme immer eine andere Strecke und bin erstaunt, dass es immer wieder neu zu entdeckende Gässchen gibt. Das ist super – darum habe ich mir auch ein E-Trottinett gekauft und das Rayon erweitert. Entscheidender als die Varianz bei der Wegwahl ist aber wohl, dass mir die Arbeit bei mpw mit ihrer Vielfalt an unterschiedlichen Menschen, inspirierenden Kontakten und spannenden Mandaten über all die Jahre stets viel Abwechslung geboten hat und dies noch immer tut. Rückblickend ist diese Konstanz also eine Bereicherung und nicht wirklich ein Schrecken.

 

Warum ist mpw so erfolgreich?

Es gibt Werte, die universell sind und die Zeit überdauern. Paper-Pencil-Tests, Rorschachtests, Schriftproben… das alles ändert sich. Irgendwann haben wir keine Büros mehr und arbeiten nur noch hybrid. Aber die Grundwerte, worauf der Mensch und mpw basieren, bleiben bestehen: Vertrauen, Respekt, sich auf Augenhöhe begegnen, Ehrlichkeit, Offenheit und Professionalität. mpw ist deshalb so erfolgreich, weil wir versuchen, diese Werte aktiv nach innen und aussen zu leben und in unseren Dienstleistungen abzubilden. Und wir sind bereit, die Extrameile für unsere Kundinnen und Kunden sowie für unser Team zu gehen – dieses positive Strebertum, wie wir das nennen, ist für mpw typisch und wird von unseren Auftraggeber:innen geschätzt. Wenn es uns gelingt, diese Werte in die Zukunft zu tragen, wird mpw die nächsten 100 Jahre erfolgreich sein, davon bin ich überzeugt.

 

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